Westernreiten ...
Für viele liegt das Glück dieser Erde auf dem Rücken der Pferde. Schon früh entwickelte sich das legendäre Westernreiten zu einer der aufregendsten und zugleich auch bekanntesten Reitformen der Welt.
Haben sich in der Vergangenheit nur wenige dafür interessiert, erlebt es heute eine Renaissance und begeistert sowohl große als auch kleine Pferdefreunde. Dass sich hinter dem Westernreiten die traditionelle Arbeitsreitweise der Cowboys verbirgt, wissen jedoch nur wenige – gern wird es jedoch als eine Hommage an die Helden des Wilden Westens gefeiert.
Die Wurzeln des Westernreitens liegen jedoch weder im Wilden Westen noch bei den Cowboys Nordamerikas. Durch das spanische Arbeitsreiten Vaqueroreiten wurden einst die Ursprünge geschaffen, die sich noch heute in diesem Reitstil finden. Das Westernreiten geht mit einer Vielzahl von Besonderheiten einher, die nicht nur den Reiter, sondern auch das Pferd betreffen. Damit die Tiere diesen Besonderheiten gerecht werden können, werden Westernpferde speziell gezüchtet. Bevorzugt werden Tiere mit einer Widerristhöhe von 155 cm und einem kurzen Rücken.

Vor allem Quarter Horses, Appalooas und Paint Horses haben sich als bekannte Pferderassen für das Westernreiten durchsetzen können. Aber auch alle anderen Pferde- und Ponyrassen können für den Westernstil und dessen Besonderheiten ausgebildet werden. In Deutschland gelten Haflinger und Freiberger als beliebte Rassen für das Westernreiten.

Die richtige Ausrüstung für das Westernreiten
Das Westernreiten erfordert eine spezielle Ausrüstung, die auf die Besonderheiten dieses Reitstils abgestimmt ist. Der typische Westernsattel zeichnet sich durch eine hohe Bequemlichkeit aus. Sowohl Reiter als auch Tiere können problemlos mehrere Tage mit diesem Sattel arbeiten. Er besitzt ein Sattelhorn und verfügt neben einer breiten Sitzfläche über einen hohen hinteren Rand. Die langen Steigbügel sind sehr bequem und gehen mit einem hohen Komfort einher. Auch bei schnellen Wendungen bietet der Westernsattel ein hohes Maß an Sicherheit.
Beim Westernreiten sind die Zügel meist offen, sodass sie sich nicht am Horn verheddern können. Ein Bit dient bei diesem Stil als Gebiss. Dieses ist mit der Kandare vergleichbar, der bei der englischen Reitweise benutzt wird. Typisch für diesen Stil ist das einhändige Reiten. Das Bit wird meist ausschließlich von fortgeschrittenen Reitern und gut ausgebildeten Pferden genutzt. Während des Trainings kommt beim Westernreiten das Snaffle Bit zum Einsatz. Es ist ein gebrochenes Gebiss, mit dem beidhändig geritten wird. Anfänger lernen die Grundzüge des Westernreitens immer mit dem Snaffle Bit.
Häufig finden sich beim Westernreiten auch gebisslose Zäumungen. Typisch sind an dieser Stelle die Western-Hackamore und das Sidepull. Beide sind im Turniersport verboten.
Besonderheiten der Reitweise
Beim Westernreiten ist angefangen vom einfachen Reiten in den verschiedenen Grundgangarten bis hin zu der hohen Schule ein großes Repertoire an Können erforderlich. Dabei wird dieser Stil stets durch die Iberische Reitweise beeinflusst. Sie gilt als Ursprung des Westernreitens. Westernpferde werden explizit darauf trainiert, dass sie auf einen Impuls des Reiters reagieren. Das damit verbundene Tempo wird von den Tieren so lange gehalten, bis durch den Reiter ein neuer Impuls gegeben wird.
Seit einiger Zeit besteht eine Ausbildungsskala als Zielvorgabe. Sie wurde durch die Erste Westernreiter Union definiert und gilt als wichtiger Anhaltspunkt für Westernreiter. Beim Westernreiten ist es entscheidend, dass die Tiere möglichst eigenständig arbeiten. Sie reagieren auch auf kleinste Gewichts- und Schenkelhilfen. Unter Berücksichtigung dieser Besonderheit entstand die einhändige Zügelführung. Für einen Cowboy war es einst von unschätzbarer Bedeutung eine Hand während des Reitens frei zu haben. Die traditionelle Zügelführung kommt heute lediglich dann zum Einsatz, wenn mit einer Westernkandare gearbeitet wird.
Das Bild vom Westernreiten wird bis heute durch spektakuläre Stopps geprägt. Bei dem Sliding Stop „sitzt“ das Pferd mit der Hinterhand nahezu auf dem Boden. Mit den Vorderbeinen läuft es hingegen weiter. Aber auch die Drehungen um die Hinterhand sind ein typisches Bild, das mit dem Westernreiten verbunden wird. Auch bei diesem Reitstil gibt es mit Blick auf Turniere genaue Vorschriften darüber, wie Reiter und Pferd ausgestattet sein müssen. Dabei gibt es von Disziplin zu Disziplin deutliche Unterschiede. Wichtiger Bestandteil der Ausstattung sind Jeans, Hut und Stiefel.
Es ist beim Westernreiten von unschätzbarer Bedeutung, dass die Reiter solide ausgebildet sind und stets an der Verbesserung des eigenen Könnens arbeiten. Die Ausbildung konzentriert sich im Wesentlichen auf die verschiedenen Basiselemente. Das Reiten der Show-Highlights bleibt denen vorbehalten, die auf ein breites Können zurückgreifen können. Werden diese Highlights aufgrund mangelnder Erfahrung falsch geritten, können sie bei dem Pferd zu unangenehmen gesundheitlichen Schäden führen.
Die unterschiedlichen Disziplinen des Westernreitens
Seit Jahren wird beim Westernreiten zwischen verschiedenen Disziplinen differenziert, die mit unterschiedlichen Besonderheiten einhergehen. Die in Europa derzeit populärste Disziplin ist das Reining. Es wird durch viele rasante Lektionen geprägt, die mit einer präzisen Ausführung einhergehen. Typisch für die Disziplin ist das Reiten im Galopp. Es geht mit verschiedenen Drehungen, Tempowechseln und Stopps einher. Wichtiger Bestandteil des Reining ist auch das Back up, das Rückwärtsrichten. Damit diese Disziplin richtig ausgeübt werden kann, werden die Pferde mit speziellen Hufeisen, den sogenannten Sliding-Eisen, ausgestattet.
Typische Manöver dieser Disziplin sind Sliding Stops, Zirkel, Spins und fliegende Galoppwechsel. Auch Roll Back und Speed Control sind wichtige Elemente des Reining. Eine weitere Disziplin des Westernreitens ist das Freestyle Reining. Besonders populär ist diese Disziplin in den USA. Über Jahre hinweg entwickelte sich das Freestyle Reining zu einem Zuschauermagnet. Bei dieser Disziplin kann der Reiter selbst entscheiden, was oder auch wen er interpretieren möchte.
Beim Freestyle Reining wählt der Reiter eine geeignete Musik und eignet sich ein eigenes Pattern an. Am besten kann diese Disziplin mit der Kür in der Dressur verglichen werden. Jedoch ist die Interpretation des Themas beim Freestyle Reining um einiges freier und lockerer, sodass beispielsweise auf ein spezielles Kostüm verzichtet wird.
Eine weitere bekannte Disziplin des Westernreitens ist der Trail. Bei diesem werden überwiegend Geschicklichkeitsübungen gefordert. Dazu gehört beispielsweise das Passieren von Weidetoren ohne abzusitzen. Beim Trail ist es üblich, dass die Gelassenheit und das Vertrauen des Pferdes zum Reiter sichtbar werden. Dabei werden sämtliche Situationen simuliert, die im Gelände einem Reiter begegnen können. Bei dieser Disziplin ist es entscheidend, dass das Pferd zum einen ruhig und geschmeidig und zum anderen auch ohne große Einwirkungen des Reiters all die Hindernisse passieren kann, die es zu bewältigen gilt. Meist bestehen die Prüfungen aus sechs Hindernissen.
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